Naxos - Hinter den Mauern *
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Sterneck posted a photo:
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NAXOS - ZERFALL UND GESTALTUNG
Foto-Sets:
Naxos - Gestalten *
www.flickr.com/photos/sterneck/sets/72157626589346012
Hinter den Mauern I *
www.flickr.com/photos/sterneck/sets/72157626467109065
Hinter den Mauern II *
www.flickr.com/photos/sterneck/sets/72157626467117353
Hinter den Mauern III *
www.flickr.com/photos/sterneck/sets/72157627973776306
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NAXOS - ZERFALL UND GESTALTUNG
1 - NAXOS-GESTALTEN
Hinter den Mauern der ehemaligen Naxos-Fabrikhallen eröffnete sich eine ganz eigene Welt. Wer entsprechend offen war, der traf queere Rabbits, die lächelnden City-Ghosts oder eine Alice, die fantasievoll ihr Wunderland gestaltete. In anderen Bereichen waren es surreale Buchstaben, die ein Eigenleben entwickelten, und Mondsterne, die in Einkaufswagen tanzten, oder auch seltsame, scheinbar körperlose Gesichter, die für einen kurzen Moment im Licht einer Taschenlampe sichtbar waren, um dann wieder im Dunkel der Räume zu verschwinden. All diese Gestalten der zerfallenen Naxos-Hallen waren auf der Suche nach Wirklichkeitsnischen, in denen sie existieren konnten - und sie waren fündig geworden.
2 - DIE GESCHICHTE DER NAXOS-UNION
In der Geschichte der Naxos-Union spiegelten sich nachhaltig die Polaritäten eines kapitalistischen Wirtschaftssystems. Der Naxos-Union gelang der Aufstieg zu einem weltweit führenden Unternehmen, das später jedoch an veränderten Produktionsbedingungen zerbrach. Die in Frankfurt am Main beheimatete Firma sicherte sich die Rechte für den Abbau eines besonderen Schmirgelgesteins auf der griechischen Insel Naxos und begann um 1880 mit der über Jahrzehnte hinweg äußerst profitablen Produktion von Schleifmaschinen. Erst in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts verlor das Unternehmen rapide an Bedeutung. Die Besitzverhältnisse wandelten sich mehrfach und die ursprünglichen Produktionsstätten in Frankfurt wurden aufgegeben. Ihre dunkelste Zeit erlebte die Naxos-Union im Zuge der faschistischen Terrorherrschaft, als der Betrieb vor allem durch den Einsatz von ZwangsarbeiterInnen aufrecht erhalten wurde.
3 - DIE NAXOS-GEBÄUDE
Das ehemalige Gelände der Naxos-Union an der Wittelsbacherallee in Frankfurt unterteilte sich nach dem Niedergang des Unternehmens in drei Bereiche. Ein ehemaliges großes Verwaltungsgebäude und die im mittleren Bereich liegende ehemalige Produktionshalle wurden in mehreren Etappen saniert und werden von Agenturen bzw. Theater- und Kunstprojekten genutzt. Die mittlere Halle ist inzwischen auf Grund ihrer architektonischen bzw. historischen Bedeutung als ein Denkmal der Industriekultur geschützt. Der dritte Gebäudekomplex mit mehreren Hallen und einem weiteren Verwaltungsgebäude stand über viele Jahre hinweg weitgehend leer und verfiel zunehmend. Gleichzeitig entwickelte er sich trotz Verbote und Absperrungen als ein Freiraum für zahlreiche KünstlerInnen, welche die Räumlichkeiten kreativ gestalteten und immer wieder mit neuem Leben erfüllten. Nachdem die Stadt Frankfurt Teile des Geländes zu einem völlig überhöhten Preis über Jahre hinweg gemietet hatte, erwarb sie 2006 das gesamte Grundstück. Inzwischen wurden die leer stehenden Hallen vollständig abgerissen. Zukünftig sollen dort verschiedene Wohnprojekte einen Platz finden.
4 - NAXOS ALS KREATIVER FREIRAUM
Die Kunst der Metropolen findet sich kaum in den herkömmlichen Galerien und Museen. Sie wird erst dann wirklich sichtbar und verständlich, wenn man sich vom bürgerlichen Kunstbegriff löst und auf die Straßen begibt. Ganze Stadtteile sind zu Museen einer urbanen Kultur des Undergrounds geworden, die in den letzten Jahrzehnten in den vielfältigen Ausformungen der Streetart einen kreativen Ausdruck gefunden hat. Allerdings bleibt sie überall dort, wo es nur um die penetrante Markierung mit dem eigenen Namenzug oder ein Bekritzeln freier Flächen geht, in egozentrischen und destruktiven Sackgassen verfangen. Ihr konstruktives Potential entfaltet die Streetart als Wiederaneignung öffentlichen Raumes stattdessen überall dort, wo sie kritische Impulse gibt und positive Energien freisetzt. In diesem Sinne veränderte sich zeitweise die Bedeutung der Naxos-Hallen und sie wurden als kreativer Freiraum zu einem Museum des Untergrunds, das die Naxos-Gestalten mit Leben erfüllten.
Wolfgang Sterneck, April 2011.
www.sterneck.net
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Naxos-Fotos : 2010-2011 : Wolfgang Sterneck.
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NAXOS - ZERFALL UND GESTALTUNG
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Naxos - Gestalten *
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Hinter den Mauern I *
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Hinter den Mauern II *
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Hinter den Mauern III *
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NAXOS - ZERFALL UND GESTALTUNG
1 - NAXOS-GESTALTEN
Hinter den Mauern der ehemaligen Naxos-Fabrikhallen eröffnete sich eine ganz eigene Welt. Wer entsprechend offen war, der traf queere Rabbits, die lächelnden City-Ghosts oder eine Alice, die fantasievoll ihr Wunderland gestaltete. In anderen Bereichen waren es surreale Buchstaben, die ein Eigenleben entwickelten, und Mondsterne, die in Einkaufswagen tanzten, oder auch seltsame, scheinbar körperlose Gesichter, die für einen kurzen Moment im Licht einer Taschenlampe sichtbar waren, um dann wieder im Dunkel der Räume zu verschwinden. All diese Gestalten der zerfallenen Naxos-Hallen waren auf der Suche nach Wirklichkeitsnischen, in denen sie existieren konnten - und sie waren fündig geworden.
2 - DIE GESCHICHTE DER NAXOS-UNION
In der Geschichte der Naxos-Union spiegelten sich nachhaltig die Polaritäten eines kapitalistischen Wirtschaftssystems. Der Naxos-Union gelang der Aufstieg zu einem weltweit führenden Unternehmen, das später jedoch an veränderten Produktionsbedingungen zerbrach. Die in Frankfurt am Main beheimatete Firma sicherte sich die Rechte für den Abbau eines besonderen Schmirgelgesteins auf der griechischen Insel Naxos und begann um 1880 mit der über Jahrzehnte hinweg äußerst profitablen Produktion von Schleifmaschinen. Erst in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts verlor das Unternehmen rapide an Bedeutung. Die Besitzverhältnisse wandelten sich mehrfach und die ursprünglichen Produktionsstätten in Frankfurt wurden aufgegeben. Ihre dunkelste Zeit erlebte die Naxos-Union im Zuge der faschistischen Terrorherrschaft, als der Betrieb vor allem durch den Einsatz von ZwangsarbeiterInnen aufrecht erhalten wurde.
3 - DIE NAXOS-GEBÄUDE
Das ehemalige Gelände der Naxos-Union an der Wittelsbacherallee in Frankfurt unterteilte sich nach dem Niedergang des Unternehmens in drei Bereiche. Ein ehemaliges großes Verwaltungsgebäude und die im mittleren Bereich liegende ehemalige Produktionshalle wurden in mehreren Etappen saniert und werden von Agenturen bzw. Theater- und Kunstprojekten genutzt. Die mittlere Halle ist inzwischen auf Grund ihrer architektonischen bzw. historischen Bedeutung als ein Denkmal der Industriekultur geschützt. Der dritte Gebäudekomplex mit mehreren Hallen und einem weiteren Verwaltungsgebäude stand über viele Jahre hinweg weitgehend leer und verfiel zunehmend. Gleichzeitig entwickelte er sich trotz Verbote und Absperrungen als ein Freiraum für zahlreiche KünstlerInnen, welche die Räumlichkeiten kreativ gestalteten und immer wieder mit neuem Leben erfüllten. Nachdem die Stadt Frankfurt Teile des Geländes zu einem völlig überhöhten Preis über Jahre hinweg gemietet hatte, erwarb sie 2006 das gesamte Grundstück. Inzwischen wurden die leer stehenden Hallen vollständig abgerissen. Zukünftig sollen dort verschiedene Wohnprojekte einen Platz finden.
4 - NAXOS ALS KREATIVER FREIRAUM
Die Kunst der Metropolen findet sich kaum in den herkömmlichen Galerien und Museen. Sie wird erst dann wirklich sichtbar und verständlich, wenn man sich vom bürgerlichen Kunstbegriff löst und auf die Straßen begibt. Ganze Stadtteile sind zu Museen einer urbanen Kultur des Undergrounds geworden, die in den letzten Jahrzehnten in den vielfältigen Ausformungen der Streetart einen kreativen Ausdruck gefunden hat. Allerdings bleibt sie überall dort, wo es nur um die penetrante Markierung mit dem eigenen Namenzug oder ein Bekritzeln freier Flächen geht, in egozentrischen und destruktiven Sackgassen verfangen. Ihr konstruktives Potential entfaltet die Streetart als Wiederaneignung öffentlichen Raumes stattdessen überall dort, wo sie kritische Impulse gibt und positive Energien freisetzt. In diesem Sinne veränderte sich zeitweise die Bedeutung der Naxos-Hallen und sie wurden als kreativer Freiraum zu einem Museum des Untergrunds, das die Naxos-Gestalten mit Leben erfüllten.
Wolfgang Sterneck, April 2011.
www.sterneck.net
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Naxos-Fotos : 2010-2011 : Wolfgang Sterneck.
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